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Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche

Das Zusammenspiel von Körper und Seele findet Lara Kaulitz (47) seit ihrer Jugend spannend. Nach ihrem Medizinstudium hat sie die Weiterbildung zur Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie gemacht.

Ein Mann im weißen Kittel, mit Stethoskop um den Hals, zeigt einer anderen Person in einem Buch eine Textpassage.

Jede psychische Erkrankung kann mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Als Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie beschäftigt sich Lara Kaulitz mit dieser Wechselwirkung von Körper und Psyche. „Ich habe nicht den Körper weniger, sondern die Psyche mehr im Blick“, betont sie.

Ein typischer Arbeitstag auf der psychosomatischen Station am Klinikum Kassel beginnt für Lara Kaulitz um 8 Uhr morgens mit der Übergabe der Kolleginnen und Kollegen aus der Nachtschicht. Dreimal pro Woche betreut sie alle Patientinnen und Patienten bei der Morgenrunde, um mit ihnen den Blick auf die kommende Woche zu richten oder die vergangene Revue passieren zu lassen. Außerdem leitet sie zweimal die Woche Gesprächspsychotherapiegruppen, in denen die Menschen frei über Themen sprechen können, die sie bewegen. Auch die wöchentliche fachärztliche Visite gehört zum Klinikalltag.

  • Ich habe nicht den Körper weniger, sondern die Psyche mehr im Blick.

    Lara Kaulitz

Menschen helfen, sich mit inneren Konflikten auseinanderzusetzen

Kern ihrer Arbeit sind Einzeltherapiestunden, die sie rund um die anderen Therapieangebote plant. Eine Patientin, die mit dissoziativen Ohnmachten in die Klinik kam, ist der Ärztin besonders im Gedächtnis geblieben. „Ihr war schon relativ früh klar, dass die Ohnmachten eine Reaktion ihres Körpers auf eine Stresssituation sind. Sie war aber bereit, sich mit ihren inneren Konflikten auseinandersetzen“, erzählt sie. Bei einigen Patientinnen und Patienten müsse man dieses Verständnis jedoch erst erarbeiten, bevor es an die eigentliche Therapie gehen könne.

Am interessantesten an ihrer Arbeit findet Lara Kaulitz die Geschichte, die jeden Menschen prägt. Sie beeinflusst die körperliche und psychische Verfassung gleichermaßen. Während der psychotherapeutischen Arbeit können Menschen lernen, ihre Geschichte aus anderer Perspektive zu betrachten und ihr Leben anschließend bewusster zu gestalten.

Neben den Therapien gehören unter anderem das Schreiben von Anträgen und die Dokumentation zum Job. „Das empfinde ich oft als das Lästigste, aber es ist wichtig, weil es in der multidisziplinären Therapie verschiedene Blickwinkel gibt, die mir bei meiner Arbeit weiterhelfen“, erklärt die Ärztin.

Weiterbildung in Teilzeit

Lara Kaulitz startete nach ihrem Medizinstudium die Weiterbildung in Teilzeit, um Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen. „Ich hatte das Glück, dass ich die Gruppen- und Kurzzeittherapien in meiner Klinik machen konnte, weil wir eine Weiterbildungsambulanz hatten“, erzählt sie. Die Langzeittherapien und anderen Elemente hat sie bei einem verhaltenstherapeutischen Institut in Kassel absolviert. Die klinisch-somatische Erfahrung ist die Basis für die ganzheitliche Behandlung. Deswegen muss mindestens ein Jahr der Weiterbildung in einem somatischen Fachgebiet abgeleistet werden.

Bevor sie ihren ersten Patienten in der Weiterbildungsambulanz des Instituts behandelte, lernte sie, was bei der ambulanten Patientenbetreuung, Dokumentation und Berichterstattung wichtig ist. In einem Kolloquium stellte sie dann einem Gremium des Instituts den ersten Patienten vor. Danach konnte sie weitere Patientinnen und Patienten aufnehmen.

Oberärztin an der städtischen Klinik

Kürzlich hat Lara Kaulitz ihre Weiterbildung abgeschlossen. Als Fachärztin stehen ihr viele Wege offen. Sie hat zwischenzeitlich eine eigene Praxis in Erwägung gezogen, entschied sich dann aber, als Oberärztin am Klinikum Kassel zu bleiben. „Ich werde nun in erster Linie den Konsiliardienst übernehmen.“ Das heißt, sie berät und unterstützt bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten, die aufgrund anderer Beschwerden im Klinikum sind und die zusätzlich unter psychischen und psychosomatischen Problemen leiden. „Darüber hinaus werde ich die Institutsambulanz ausbauen“, erklärt sie.

Facharzt/-ärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie werden

Voraussetzung für die Weiterbildung ist ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine Approbation. Die Weiterbildung dauert in Vollzeit regulär fünf Jahre, kostet ca. 5.000 Euro und kann deutschlandweit an entsprechenden Kliniken und Instituten gemacht werden. Am Ende erhält man den Facharzttitel. Inhaltlich liegt der Fokus auf praktischer Diagnostik sowie der psychotherapeutischen und psychopharmakologischen Behandlung psychosomatischer Erkrankungen. Außerdem muss eine gewisse Stundenanzahl an Lang- und Kurzzeittherapien abgeleistet werden. Auch Prävention, Supervision und Selbsterfahrung sind Teil der Weiterbildung.

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Facharzt/-ärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie).
www.arbeitsagentur.de/berufenet

Studienwahl

Das Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung informiert zu Themen rund ums Studium.
www.studienwahl.de

therapie.de

Auf der Webseite des Vereins sind Institute für Aus- und Weiterbildungen aufgeführt.
www.therapie.de/psyche/info/psychotherapie-ausbildung/adressen-und-links/verhaltenstherapie

Bundesärztekammer

Auf der Webseite der Bundesärztekammer sind die einzelnen Landesärztekammern verlinkt.
www.bundesaerztekammer.de/kontakt/adressen-der-landesaerztekammern