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Kostümbildnerin: Die Kunst der Kostüme

Eine Faszination für Mode und die Art, wie sich Menschen kleiden, veranlassten Marie-Luise Wolf Modedesign zu studieren. Mittlerweile arbeitet die 29-Jährige in ihrem Traumberuf: Kostümbildnerin. Der Weg dorthin war nicht immer einfach.

Kostümfundus mit vielen Reihen an Schränken, in denen Kostüme hängen

Sobald Marie-Luise Wolf das Drehbuch in den Händen hält, beginnt der kreative Prozess. „Ich arbeite das Drehbuch durch und mache mir Gedanken über die einzelnen Rollen, also welche Charaktere vorkommen, welche Interessen diese haben und wo sie herkommen“, erklärt die Kostümbildnerin. Danach beobachtet sie Menschen auf der Straße, schaut Dokus und Filme an oder scrollt durch Social Media. „Ich suche nach Menschen, die Übereinstimmungen mit den Rollen im Drehbuch haben könnten. Mit den Ergebnissen gestalte ich ein Moodboard und bespreche mich mit der regieführenden Person.“

In Onlineshops, Secondhandläden oder Kostümfundus sucht sie nach passenden Kostümen für die Rollen und bereitet die Anproben vor. Parallel dazu finden Gespräche mit den Heads of – also den Leitenden von Szenenbild, Maskenbild, Kamera und Regie Department statt. „Wir sprechen über Farbkonzepte und sorgen gemeinsam dafür, dass die einzelnen Departments ästhetisch harmonieren“, betont sie.

  • Portraitfoto Marie-Luise Wolf

    Mir ist es wichtig, mit den Schauspielenden unterschiedliche Richtungen auszuprobieren und gemeinsam die Rolle zu schaffen.

    Marie-Luise Wolf

Glaubwürdigkeit mit Kostümen schaffen

Eine glaubwürdige Kleiderwelt kreieren, die möglichst unauffällig ist und die Schauspielenden im Spiel unterstützt – dieses Ziel, welches gleichzeitig die größte Herausforderung ist, verfolgt Marie-Luise Wolf bei der Entwicklung ihrer Kostüme. „Mir ist es wichtig, mit den Schauspielenden unterschiedliche Richtungen auszuprobieren und gemeinsam die Rolle zu schaffen. Und wenn die Person am Schluss sagt, dass sie sich vom Kostüm unterstützt und noch mehr in der Rolle fühlt, habe ich mein Ziel erreicht.“

Die Kostümbildnerin freut sich, dass sie eine kreative Arbeit ausüben kann, die ihr Spaß macht, sie erfüllt und mit der sie Geld verdient. Bis dahin war es ein langer Weg. Die 29-Jährige absolvierte an der Westsächsischen Hochschule Zwickau an der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg den Bachelorstudiengang Modedesign. Während des Studiums kristallisierte sich heraus, dass sie sich eher für Kostümbild interessiert. „Im Praxissemester habe ich bei einer Modedesignerin in Berlin gearbeitet, die zu diesem Zeitpunkt zufällig ein Kostümbild für einen Kurzfilm gemacht hat – das hat mich fasziniert. Ich entschied mich daraufhin, dass ich meinen Bachelor gerne mit einem Kostümbild und nicht mit einer Kollektion abschließen möchte.“

Sofort als Kostümbildnerin arbeiten? „Nein, so einfach funktioniert es generell nicht, da es sehr wichtig ist alle Positionen des Departments zu durchlaufen und die Arbeitsabläufe am Set kennenzulernen. Ich habe nach dem Studium angefangen, verschiedene Praktika beim Film zu machen. Vorher habe ich eher kleine, nicht kommerzielle Filmproduktionen gemacht, danach bin ich in den kommerziellen Film gegangen.“ Als Beispiele nennt Marie-Luise Wolf die deutsche Actionserie „Alarm für Cobra 11“ und die Kult-Krimireihe „Tatort“.

Danach folgten Tätigkeiten als Garderobiere und Kostümbildassistentin. „Parallel dazu habe ich aber trotzdem immer versucht, Projekte als Kostümbildnerin zu machen, bis es irgendwann geklappt hat, mein Geld nur noch als Kostümbildnerin zu verdienen.“ Viele Kostümschaffende arbeiten in der Filmbranche selbstständig, mit kurzfristigen Anstellungen bei Produktionsfirmen oder projektbezogenen Verträgen, denn eine Festanstellung ist extrem unüblich.

Höchstmaß an Flexibilität

Eines der schönsten Dinge an ihrem Beruf ist, dass es keinen Alltag gibt. Marie-Luise Wolf arbeitet jeden Tag zu anderen Zeiten. Ihre Projekte sind meistens in drei Teile gegliedert: Vorbereitung, Dreh, Nachbereitung. „Im Büro arbeite ich nur während der Vorbereitung, sonst bin ich viel an unterschiedlichen Orten.“ Deshalb ist neben Fähigkeiten wie Kreativität, Interesse an Kleidung und einem gewissen handwerklichen Geschick auch Flexibilität eine wichtige Voraussetzung, um in dieser Branche zu arbeiten. Für Marie-Luise Wolf das große Plus und Minus zugleich: „Während des Projekts lebt man in einer komplett anderen Welt, nach dem Projekt hat man dann wieder ganz viel Zeit für das Privatleben.“

Gerade steckt Marie-Luise Wolf wieder in einer Produktion, einem Kinodebüt, das nächstes Jahr in die deutschen Kinos kommt. „Wir sind ein sehr weiblich besetztes Team aus jungen Filmschaffenden. Das ist eine schöne Arbeitsatmosphäre und wir haben alle einen sehr hohen kreativen Anspruch“, erzählt sie. Das ist auch ihr Wunsch an ihre Zukunft: „Ich möchte noch ganz viele unterstützenswerte und gehaltvolle Projekte mit tollen Menschen machen, die einen Mehrwert für die Gesellschaft darstellen.“