zum Inhalt

Ingenieurin – Orthopädie- und Rehatechnik: Menschen ihre Unabhängigkeit zurückgeben

Als Ingenieurin bei einem Medizintechnikunternehmen entwickelt Sarah Bierbaum (32) Prothesen, die beispielsweise ein Kniegelenk ersetzen. Ihr Ziel: mit ihrer Arbeit das Leben möglichst vieler Menschen zu verbessern.

Einem Patienten wird eine Beinprothese angepasst.

Menschen nach einer Verletzung oder Erkrankung wieder mehr Bewegungsfreiheit schenken und ihnen ihre Unabhängigkeit zurückgeben – mit diesem Wunsch hat sich Sarah Bierbaum für das Berufsfeld Orthopädie- und Rehatechnik entschieden. Als Ingenieurin bei dem Medizintechnikunternehmen Ottobock ist die 32-Jährige für die Entwicklung neuer Produkte wie Prothesen und Orthesen zuständig. Während eine Prothese ein Gelenk oder ein Körperteil ersetzt und dessen natürliche Funktion bestmöglich nachbildet, handelt es sich bei einer Orthese um ein äußerlich am Körper angebrachtes Hilfsmittel. Dazu zählen zum Beispiel Schienen oder Bandagen, die Gelenke, Muskeln und Knochen entlasten, stabilisieren oder die Gelenksfunktionalität unterstützen.

„Als ich während meines Abis in einem Zeitungsartikel etwas über die Entwicklung von Prothesen gelesen habe, war für mich klar, dass ich später gerne in diesem Bereich arbeiten möchte“, erzählt Sarah Bierbaum. „Die Prothetik stellt für mich die perfekte Verbindung meiner Interessen Mathe und Physik sowie Medizin und Sport dar. Und ich finde es toll, dass ich damit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten kann: Ich kann den Anwendern mehr Mobilität und somit mehr Lebensqualität zurückgeben.“

  • Portraitfoto von Sarah Bierbaum

    Ich finde es toll, dass ich damit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten kann: Ich kann den Anwendern mehr Mobilität und somit mehr Lebensqualität zurückgeben.

    Sarah Bierbaum, Ingenieurin Orthopädie- und Rehatechnik

Von der Idee bis zur Serienreife

Ihr Bachelorstudium in Biomedizinischer Technik, das sie an der Universität Rostock absolvierte, beschreibt Sarah Bierbaum als eine Kombination aus Maschinenbau-Grundstudium und medizinischen Grundlagen. Anschließend bewarb sie sich an der niederländischen Technischen Universität Delft für ein Masterstudium in Biomedical Engineering, da der Schwerpunkt hier auf Prothetik und Orthetik liegt. Dazwischen machte sie mehrere Praktika in unterschiedlichen Bereichen der Medizintechnik. „Ich kann jedem nur empfehlen, einige Praktika zu machen, falls man kein duales Studium macht“, lautet ihr Tipp. Auch zu ihrem jetzigen Arbeitgeber kam Sarah Bierbaum durch ein Praktikum, außerdem schrieb sie ihre Masterarbeit für das Unternehmen. „Die Aufgaben waren genau die, die ich mir vorgestellt habe, also bin ich direkt hiergeblieben.“

In den vergangenen Jahren hat Sarah Bierbaum gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein neues Prothesenkniegelenk für das Unternehmen entwickelt. „Da ich erst in einer späten Phase in das Projekt eingestiegen bin, bestand meine Aufgabe vor allem darin, gemeinsam mit meinem Team sicherzustellen, dass das Produkt serienreif ist und in den Verkauf gehen kann“, erklärt die Ingenieurin. „Das heißt, das Gelenk muss einerseits für alle Zielanwender nutzbar, entsprechend der Normen haltbar sein und unseren Qualitätsansprüchen entsprechen. Andererseits müssen die Kosten und die Dauer der Herstellung rentabel bleiben.“ Bevor ein Produkt auf den Markt kommt, wird es intensiv geprüft, unter anderem in Bezug auf Strukturfestigkeit, Lebensdauer und Umweltbedingungen. Hierzu entwickeln die Ingenieurinnen und Ingenieure auch entsprechende Prüfmaschinen. „Nach jeder Prüfung bewerten wir die Ergebnisse und optimieren unser Produkt entsprechend.“

Eine Neuentwicklung in der Anwendung testen

Aktuell ist Sarah Bierbaum an einer Neuentwicklung beteiligt. „Es macht Spaß, ein Produkt von Anfang an mit entstehen zu lassen. In einem ersten Schritt definiert das Team gemeinsam mit Anwendern, was das Produkt alles können soll und arbeitet die technischen Anforderungen heraus“, sagt sie. Danach geht es in die Konzeptphase. Die Konzepte mit dem größten Potenzial werden mit einem CAD-Programm in 3-D konstruiert. Eine der Aufgaben, die Sarah Bierbaum an ihrem Job am meisten liebt.

Anhand der CAD-Konstruktion können dann in der Prototypenwerkstatt oder mit dem 3-D-Drucker Komponenten für erste Muster gefertigt werden. Diese testen Sarah Bierbaum und ihr Team auf ihre Funktionalität und Sicherheit. Anschließend sind die Anwenderinnen und Anwendern an der Reihe. Sie bewerten, ob das Produkt ihren Vorstellungen entspricht, zum Beispiel hinsichtlich des Komforts.

Wenn es um ihre berufliche Zukunft geht, ist es Sarah Bierbaums Ziel, auch weiterhin Produkte im Bereich Prothetik und Orthetik zu entwickeln und damit den Alltag möglichst vieler Menschen zu verbessern.

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Ingenieur/in – Orthopädie- und Rehatechnik).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen rund ums Studium.

www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik

biv-ot.org