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Schülerleben live: In Quarantäne

Ein Porträt-Foto von Emma

Autor:
Emma

Rubrik:
orientieren

07.01.2021

Eine Woche vor Weihnachten wurde ich von meinem Schulleiter angerufen, der mir mitteilte, dass es in einem meiner Kurse einen Coronafall gegeben hat und ich nun zu denen gehöre, die bis einschließlich dem 24. Dezember in Quarantäne bleiben müssen.

Im ersten Moment war ich ziemlich überfordert und wusste es nicht richtig einzuordnen, unter anderem auch deswegen, weil ich niemals damit gerechnet hatte ausgerechnet jetzt meine gesamte Zeit zuhause verbringen zu müssen. Ich bin ein sehr aktiver Mensch und wahnsinnig gerne draußen. Zuhause fällt mir schnell die Decke auf den Kopf. Dazu kommt noch, dass es mich nun genau vor Weihnachten getroffen hat und es zunächst so aussah, als müsste ich die Feiertage in Isolation verbringen. Glücklicherweise wurde mir durch das Gesundheitsamt ein Schnelltest empfohlen, der (für den Fall, dass er negativ ist) meine Quarantäne vorzeitig beenden soll. Bis ich diesen Test machen kann, ist es allerdings noch ein paar Tage hin und ich muss es irgendwie schaffen, die Zeit rum zu kriegen.

Ich verbringe meine Zeit nun mit Kochen, Backen, Homeschooling, Lesen, Geschenke einpacken, Filme schauen... Die Liste ist gefühlt endlos und doch fällt es mir sehr schwer, die Füße still zu halten. Anstatt nach draußen zu gehen und mich zu bewegen, kann ich nur aus dem Fenster schauen und hoffen, dass es schnell vorbei geht. Es ist sehr erstaunlich, wie viel Zeit man plötzlich hat, wenn man sich völlig von der Außenwelt abschirmen muss. Zurzeit besteht zwar ohnehin nicht die Möglichkeit, viel zu unternehmen, dennoch merke ich wie sehr mich die Quarantäne einschränkt. Außerdem wird mir bewusst, wie glücklich wir sein dürfen, die technischen Mittel zu Verfügung zu haben, an denen es den Generationen vor uns noch fehlte. Auch wenn ich meine Freunde nicht sehen kann, habe ich die Möglichkeit mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Wie wäre es wohl, wenn wir nur das Telefon oder gar Briefe hätten, um Nachrichten zu verschicken oder mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, ohne sich direkt gegenüber zu stehen?

Ich kann die kritischen Stimmen verstehen, die sagen, Jugendliche würden zu viel Zeit mit moderner Technik und in sozialen Medien verbringen. Doch im Moment sind wohl alle froh darüber, diese technischen Möglichkeiten zu haben. Trotz dieser vielen Zeit, die ich nun habe, fällt es mir sehr schwer, mich zusammenzureißen und etwas Sinnvolles zu tun. Ich dachte mir würde ein strukturierter Tagesablauf helfen: Immer zur gleichen Zeit aufstehen und frühstücken, danach ein paar Stunden an den Schreibtisch und Aufgaben für die Schule erledigen. Nachmittags gönne ich mir Zeit, um Filme zu schauen, zu lesen oder mit Freunden zu telefonieren. Doch all das hilft nicht wirklich.