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Ausbildungsberufe auf der Bühne und am Theater: „Man sollte für die Sache brennen“

Ein letzter Gong ertönt, es wird leise im Saal. Hier und da noch ein Husten. Dann gehen die Scheinwerfer an und das Publikum wird in eine andere Welt entführt. Damit all das passiert, müssen viele unterschiedliche Professionen nahtlos ineinandergreifen. Auch einige spannende Ausbildungsberufe sind dabei.

„Besonders reizvoll finde ich, dass alles live ist, man mit dem Publikum, den anderen Tänzerinnen und Tänzern in diesem Moment in Kontakt treten, sie mit in das Stück einbeziehen kann und man mit allen verbunden ist. Ich mag es, mit Menschen zu interagieren“, sagt Lara Sophia Brenneisen (24). Sie absolviert derzeit eine schulische Ausbildung zur Bühnentänzerin an der Contemporary Dance School Hamburg (CDSH). Jetzt im zweiten Jahr müssen alle angehenden Tänzerinnen und Tänzer ein Soloprojekt auf die Bühne bringen, das eine politische Botschaft vermittelt, etwa Kritik an Tierversuchen oder die eigene Position zum Feminismus.

„Im ersten Jahr haben wir uns mit verschiedenen Tanztechniken wie Ballett und modernen Stilen beschäftigt. Im dritten, also letzten Jahr wird es darum gehen, wie es ist, in einer Kompanie zu tanzen“, berichtet die angehende Bühnentänzerin. Auf ihrem Unterrichtsplan stehen außerdem Nebenfächer wie Gesang und Schauspiel. Dies erweitert später die Bandbreite möglicher Engagements. Nützliches Hintergrundwissen wird in Theoriefächern wie Tanzgeschichte und Anatomie vermittelt.

  • Porträt von Lara

    Mein Ziel ist es, alles miteinander zu verbinden, also Stücke zu choreografieren und auch selbst mitzutanzen.

    Lara Sophia Brenneisen, Tänzerin in Ausbildung

Choreografieren und tanzen

Lara Sophia Brenneisen tanzt schon seit sie vier Jahre alt ist Ballett. Trotzdem kam sie erst mal nicht auf die Idee, ihr Hobby zum Beruf zu machen. „Nach dem Abitur war ich völlig planlos und wusste gar nicht, was ich werden wollte. Deswegen habe ich erst einmal gejobbt und bin gereist“, erzählt sie. Ihre Eltern waren es schließlich, die sie an ihre Leidenschaft fürs Tanzen erinnerten. Davon motiviert, absolvierte die Hamburgerin zunächst eine dreijährige schulische Ausbildung zur Tanzpädagogin. „Das war mir aber nicht genug, ich wollte noch mehr in die Kunstwelt eintauchen und dies vor allem mit zeitgenössischem Tanz.“

So kam Lara Sophia Brenneisen zur CDSH, überzeugte bei der Aufnahmeprüfung und konnte die Bühnentanz-Ausbildung beginnen. Nebenher unterrichtet sie als Tanzpädagogin, auch um die Ausbildung zu finanzieren, die monatlich 480 Euro kostet. Nach dem Abschluss stehen ihr viele Wege offen. Sie könnte als freie Tänzerin oder Choreografin tätig sein, sich bei einer Kompanie bewerben oder im Musicalbereich arbeiten. „Mein Ziel ist es, alles miteinander zu verbinden, also Stücke zu choreografieren und auch selbst mitzutanzen. Mal bei einem Musical zu arbeiten, kann ich mir gut vorstellen.“

Schulische Ausbildung statt Studium

Schulische Ausbildungen wie die von Lara Sophia Brenneisen sind eine Alternative zu einem Studium in einem Fach der darstellenden Künste. „Meist handelt es sich um Ausbildungen, die von privaten Lehrgangsträgern angeboten werden. Bei vielen fallen Gebühren an, die recht hoch sein können“, erklärt Norbert Hunecke von der ZAV-Künstlervermittlung Berlin, einer Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit. „Die Zugangsvoraussetzungen, Dauer der Ausbildung und Abschlussbezeichnungen können sehr unterschiedlich sein. Häufig gehört eine Aufnahmeprüfung dazu, bei der man sein Talent zeigen muss.“

Schulische Ausbildungen gibt es beispielsweise zum/zur Bühnentänzer/in, zum/zur Schauspieler/in sowie zum/zur Theater-Regisseur/in. „Bei diesen Berufen ist man direkt an der kreativen Arbeit am jeweiligen Stück beteiligt. Aber dazu tragen auch alle bei, die im Hintergrund tätig sind. Auch hier gibt es spannende Ausbildungsberufe“, ergänzt der Experte. Maskenbildner/innen etwa unterstützen Schauspieler/innen dabei, in ihre Rollen zu schlüpfen. Bühnenmaler/innen und Bühnenplastiker/innen fertigen Kulissen, Bühnen- und Szenenbilder an. Dafür, dass Beleuchtung, Ton, Video und Bühnentechnik die gewünschten Effekte erzielen, sind Fachkräfte für Veranstaltungstechnik zuständig.

Duale Ausbildung im Technikbereich

„In die zuletzt genannten Berufe führt – anders als bei den anderen – eine duale Berufsausbildung“, ergänzt der Fachvermittler. Die Ausbildung wird also parallel am Theater und in der Berufsschule absolviert. Auch Quereinstiege über Assistenzen, Praktika und Hospitationen seien am Theater nicht selten, merkt er an. „Wer nicht mehr selbst auf der Bühne stehen kann oder möchte, kann zum Beispiel als Souffleuse oder Souffleur ein neues Tätigkeitsfeld finden.“ Eine weitere Möglichkeit ist der Beruf der Inspizientin beziehungsweise des Inspizienten. Ein bestimmter Bildungsgang ist für diese beiden Berufe nicht vorgeschrieben. Eine Ausbildung oder Berufserfahrung im Bereich Schauspiel oder Gesang kann jedoch hilfreich sein.

„Auf jeden Fall sollten Interessierte Enthusiasmus mitbringen, man sollte also für die Sache regelrecht ‚brennen‘. Außerdem muss man zeitlich sehr flexibel sein, weil die Proben und Auftritte zu allen Tageszeiten stattfinden“, erläutert Norbert Hunecke, der sich selbst viele Jahre als Musicaltänzer auf Bühnen bewegte. „Viel Disziplin ist auch erforderlich und Teamfähigkeit – beim Theater müssen sich alle Gewerke aufeinander verlassen können.“ Allen, die es wagen wollen, gibt er noch einen guten Rat für den Berufseinstieg mit auf den Weg: „Möglichst früh praktische Erfahrungen sammeln. Eine Hospitanz oder zum Beispiel ein Job in der Regieassistenz ist sehr hilfreich. Dabei beschnuppert man sich gegenseitig und lernt die Atmosphäre am Theater kennen.“

Chancen auf dem Arbeitsmarkt

„Die Arbeitsmarktlage für Einsteigerinnen und Einsteiger ins Theatergeschäft ist nicht unproblematisch. Für einen erfolgreichen Berufsweg sind neben Können viel Ausdauer, regionale Mobilität und oft auch ein Quäntchen Glück erforderlich“, ergänzt Claudia Suttner vom Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. Denn: Eine unbefristete Festanstellung ist am Theater eher eine Ausnahme. Viele Kreative werden auf Projektbasis engagiert. Jede oder jeder Zweite im Bereich Schauspiel und bei Theaterproduktionen arbeitet selbstständig.

„Im Jahr 2022 waren knapp 90.000 Personen in Berufen der Theater-, Film- und Fernsehproduktion, Veranstaltungs-, Kamera- und Tontechnik, Bühnen- und Kostümbildnerei sowie in Schauspiel, Tanz und Bewegungskunst sozialversicherungspflichtig beschäftigt – sieben Prozent mehr als im Vorjahr“, erklärt die Arbeitsmarktexpertin. Zuletzt ließ sich eine weitere positive Entwicklung im Bereich Theater beobachten: Die Arbeitslosigkeit ist nach dem coronabedingten Anstieg von 2020 und 2021 wieder unter 10.000 gesunken. Im Laufe des Jahres 2022 wurden 5.000 freie Stellen gemeldet; im Monatsdurchschnitt standen gut 2.000 zur Verfügung.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Theater)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufe.tv

JOBSUCHE der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

ZAV-Künstlervermittlung

zav.arbeitsagentur.de